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Interview
Rudi Kunz, Turnierdirektor Beachworldtour Gstaad: «Die Stimmung war top wie immer.»
Erster Gross-Event nach dem Lockdown: Beachworldtour Gstaad Turnierdirektor Ruedi Kunz zieht Bilanz und gibt Tipps für Veranstalter.
Als einer der Ersten nach dem Lockdown führte Turnierdirektor Ruedi Kunz vor wenigen Tagen in der Schweiz wieder einen internationalen Sport-Grossevent durch: die Beach Volleyball World Tour Swatch Major Gstaad. Mit Publikum und unter Einhaltung eines strikten, selbst entwickelten und von den Behörden genehmigten Covid-19-Schutzkonzeptes. Wir haben Ruedi Kunz interviewt und nach seinen Einschätzungen und Erfahrungen gefragt. Im Interview zieht er eine positive Bilanz und teilt Tipps für Veranstalter-Kolleg*innen.
Herr Kunz, Sie haben die Beachworldtour Gstaad zum ersten Mal unter Covid-Schutzmassnahmen durchgeführt. Was ziehen Sie für eine Bilanz? Wir haben ein engmaschiges Schutzkonzept durchgeführt. Wir haben mehr Massnahmen durchgesetzt als eigentlich vom Bund vorgegeben. Ich glaube, das hat sich sicher sehr bewährt. Nach der Aufhebung von Kapazitätsbeschränkungen mit Wirkung ab dem 29.6.21 haben sie entschieden, das Turnier mit erhöhter Kapazität von 1‘700 Besuchern pro Tag durchzuführen. Was gab Ihnen die Zuversicht, dass die Behörden keinen kurzfristigen Rückzug machen würden wie im Oktober 2020 und die Durchführung ohne Publikum hätte stattfinden müssen? Wir waren in einem steten Austausch mit dem BAG und anderen Stellen und konnten daher einschätzen, in welche Richtung sich die Lage entwickelt. Die Prognosen des BAG sind mittlerweile sehr klar und sicher. Daher waren wir sicher, dass wir die Beachworldtour durchführen können. Offen war lediglich die Anzahl Zuschauer. Sie haben bei der Beachworldtour Gstaad extra ein Test-Zentrum eingerichtet. Wie gross war der Anteil der BesucherInnen, welche ohne Covid-Zertifikat angereist sind und vom Test-Zentrum Gebrauch gemacht haben? Das Testcenter haben wir vor allem für Spieler, Helfer und Offizielle eingerichtet. Auch für Notfälle oder für Zuschauer mit Mehrtages-Tickets haben wir das Testing übernommen. Es war aber kein öffentliches Testcenter für alle. Wir gingen von der Voraussetzung aus, dass die Leute mit einem gültigen Covid-Zertifikat anreisen. Weshalb mussten die Helfer, Helferinnen und der Staff einen Test machen, obwohl gemäss BAG das Tragen einer Schutzmaske ausgereicht hätte? Diese Vorschrift haben wir selbst erlassen. Wir wollten auf Nummer sicher gehen. Sehr viele Spielerinnen und Spieler sind auf dem Weg nach Tokio. Darum wollten wir da jedes Risiko ausschliessen. Darum haben wir rigoros getestet, was sicher sinnvoll war. Wer hat für sie das Testzentrum betrieben? Die Schulthess Klinik hat uns unterstützt. Dazu kamen Mitarbeitende unseres Teams, die sich speziell um dieses Thema gekümmert haben. War es für sie eine Alternative, kein Test-Zentrum zu betreiben und mit einem Partner im Dorf zusammenzuarbeiten? Wir haben über 10’000 Tests durchgeführt. Das wäre allein von der Menge her schon nicht möglich gewesen. Waren die Tests für die Helfer und Besucher kostenlos? Für unsere Mitarbeitenden waren die Tests gratis. Wenn jemand von extern kam und sich ein COVID-Zertifikat ausstellen lassen wollte, musste er einen Betrag von 30 Franken bezahlen. Konnte das Testzentrum kostendeckend betrieben werden? Nein. Das wird in unserer Schlussabrechnung einen grossen Posten ausmachen, da wir auch sehr viele Spieler getestet haben mit PCR-Tests. Das kostet viel Geld. Wieviel können wir noch nicht sagen, da wir gerade die Zahlen zusammenstellen und schauen müssen, was wir zahlen müssen und was nicht. Mussten Mehrtagesbesucher jeden Tag einen neuen Test vorweisen und diesen jedes Mal bezahlen? Besucher mit einem gültigen Covid-Zertifikat mussten sich nicht mehr testen lassen. Die anderen mussten sich an das 48 Stunden-Gültigkeitslimit der Antigen Schnelltests halten und danach erneut testen und das in unserem Testcenter entsprechend auch bezahlen. Sie haben für ihren mehrtägigen Event den geimpften Zuschauern ein grünes Armband, den getesteten Zuschauern ein Armband in einer anderen Farbe abgegeben. Wie sind die Besucher damit umgegangen? Personen wie unsere Mitarbeitenden, die jeden Tag getestet wurden, bekamen jeden Tag ein Armband in einer anderen Farbe. Das grüne Armband bekamen jene, die ein Covid-Zertifikat vorweisen konnten, das die ganze Woche gültig ist. Die Besucher haben das problemlos akzeptiert. Haben sie dieses Konzept der farblichen Differenzierung rechtlich prüfen lassen? Dieses Vorgehen war in unserem Schutzkonzept vorgesehen und wurde in diesem Rahmen auch bewilligt. Sie haben das Covid-Zertifikat und das Ticket von einer verantwortlichen Person kontrollieren lassen. Hat sich dies bewährt, oder wären nachträglich betrachtet zwei unabhängige Kontrollstellen besser gewesen? Das Konzept hat sich bewährt. Wir würden es wieder so machen. Man muss bedenken, dass die Leute im Publikum sich bewegen, sie gehen ständig ein und aus. Da würde ein umständlicher Kontrollprozess zu Komplikationen führen. Darum hat sich der Check-in mit den Armbändern auch bewährt. Wie sind Sie mit Kunden umgegangen, welche kein Covid-Zertifikat bei sich hatten, jedoch einen Impfnachweis oder Testnachweis erbringen konnten? Mussten sich diese testen lassen oder haben sie ein Auge zugedrückt? Wir sind sehr strikt vorgegangen. Wer nicht über ein vom BAG akzeptiertes gültiges Covid-Zertifikat verfügte, musste sich testen lassen. Das galt zum Beispiel auch für Menschen aus dem Ausland, die mit Astra Zeneca oder Johnson & Johnson geimpft waren, da die Impfstoffe vom Bund bis dahin noch nicht offiziell zugelassen war. Wir haben uns immer an den Richtlinien vom BAG orientiert. Gab es deswegen Meinungsverschiedenheiten mit Gästen und wenn ja, wie sind sie damit umgegangen? Nein, davon weiss ich nichts. Die Besucher wurden von uns im Vorfeld über die Covid-Schutzmassnahmen an unserem Event informiert, daher gab es vor Ort eigentlich keine Probleme. Waren die Fans auf den Besuch der Beachworldtour Gstaad gut vorbereitet, oder waren sie von den Schutzmassnahmen überrascht? Ich habe den Eindruck, dass sie generell gut vorbereitet waren und alle erforderlichen Unterlagen dabei hatten. Die Information hat gut funktioniert. Wie gross schätzen sie das Verhältnis zwischen geimpften, getesteten und genesenen Besuchern? Ich denke, bei unserem Event war die überwiegende Mehrheit der Besucher geimpft. Welche Hardware haben sie für den Covid-Check eingesetzt? Die App vom BAG. Wie sind Ihre Erfahrungen mit dieser App hinsichtlich Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit? Alles hat bestens funktioniert. Keine Probleme. Keine Ausfälle. Die SwissCovid App bietet neu die Funktion des Ein- und Ausscannen bei Events. Haben Sie und Ihre BesucherInnen davon Gebrauch gemacht? Nein. War auf dem Veranstaltungsgelände Maskenpflicht vorgeschrieben? Nein. Ausser bei Innenräumen wie zum Beispiel im Medienzentrum. Dort waren Schutzmasken obligatorisch. Gab es bei Ihnen Social Distancing Vorgaben? Wir haben bewusst auf die volle Auslastung des Events, die erlaubt gewesen wäre, verzichtet und nur zwei Drittel der Zuschauerkapazität ausgenutzt. Das hat dazu geführt, dass automatisch mehr Raum für jeden einzelnen Besucher geschaffen wurde. Sie haben sich gegen den Verkauf von nummerierten Plätzen entschieden. Ist somit ein Contact Tracing keine nötige Schutzmassnahme bei Grossveranstaltungen mehr? Nein, das machte im Rahmen unseres Events keinen Sinn mehr. Welche Schutzmassnahmen galten für die Spielerinnen und Spieler? Die Spielerinnen und Spieler durften sich nur in der «Bubble 1» bewegen, wo zusätzliche Schutzmassnahmen umgesetzt wurden und die sehr gut abgeschirmt wurde. So mussten alle, die in die Nähe der Spieler und Spielerinnen kamen, Schutzmasken tragen. Zudem wurde hier auch intensiver getestet. Welchen Einfluss hatten die Covid-Schutzmassnahmen auf die Stimmung am Event? Gar keinen. Die Stimmung war top wie immer. Waren die behördlichen Anforderungen für die Durchführung des Events von Beginn weg klar formuliert? Ja, der Kontakt mit den Behörden hat sehr gut funktioniert. Auch die Briefings waren klar und verständlich. Welche Empfehlung geben Sie Ihren Veranstalter-Kolleginnen und -Kollegen für Handling und Umsetzung der Schutzmassnahmen? Der Arbeitsaufwand für die Umsetzung der COVID-Schutzmassnahmen ist enorm. Das darf man nicht unterschätzen. Das muss man gut planen und eine verantwortliche Person berufen, die die Abklärungen vornimmt und dann alles sehr seriös umsetzt. Wir hatten mit dem Weltverband, dem Kanton, den einzelnen Spielern. Das alles entsprechend umzusetzen ist immens viel Arbeit. Das darf man wirklich nicht unterschätzen. Was hätten Sie rückblickend bei der Umsetzung der Covid-Schutzmassnahmen anders gemacht? Wir haben noch nicht alles völlig ausgewertet, aber ich glaube, viel würden wir nicht anders machen. Das Konzept hat sich bewährt – aber auch darum, weil wir die entsprechenden Vorarbeiten geleistet haben. Hat sich der ganze Aufwand für Sie gelohnt? Auf jeden Fall. Wir sind sehr froh, dass wir dieses Jahr vom Stabilisierungspaket vom Bund profitieren können, sonst würde sich der Anlass nicht rechnen. Denn der Aufwand war immens. Das ist nur möglich, wenn wir für die Tests und die weiteren Schutzmassnahmen mit der Unterstützung der Kantone rechnen können. Sonst wirds von der Rechnung her sehr, sehr eng. War es für Sie eine Option, die Beachworldtour Gstaad unter den Schutzschirm des Bundes zu stellen? Nein. Der Schutzschirm kam für uns zu kurzfristig. Er wäre ja nur wirksam geworden, wenn unser Event abgesagt hätte werden müssen. Davon gingen wir nicht aus. Viele Kantone waren zudem nicht darauf vorbereitet. Daher stellte sich für uns die Frage des Schutzschirmes nicht. |