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Gesichtserkennung an Rockkonzerten?

Technisch möglich und bereits eingesetzt, dennoch sehr umstritten: Statt Einlass mit einem Ticket wird der Konzertbesucher am Eingang per Gesichtserkennung identifiziert.

Es ist kein Science Fiction: Wer als Besucher ein Rockkonzert oder einen anderen grossen Live-Event besucht, könnte künftig statt mit einem Ticket per Gesichtsscan die Einlasskontrolle passieren. Gesichtserkennung wird bei Konzerten und anderen Grossveranstaltungen bereits angewandt. Taylor Swift zum Beispiel setzte letztes Jahr bei ihrem «Rose Bowl»-Konzert in Pasadena, Kalifornien, auf die Face-Scanning-Technologie, um Stalker zu identifizieren, die sie im Vorfeld bereits belästigt hatten. Und aus Fernost macht die Meldung die Runde, dass es der chinesischen Polizei Dank Gesichtserkennung gelungen ist, bei einem Konzert des Popstars Jackie Cheung einen Straftäter in einer Menge von rund 60.000 Fans zu identifizieren und zu verhaften.
In England regt sich Widerstand gegen diese Überwachungstechnologie: Musiker haben sich zur Interessengruppe «Fight For The Future» zusammengeschlossen, die ein Verbot der Gesichtsüberwachung bei Live-Veranstaltungen fordert. «Gesichtserkennung ist gefährlich», sagt Evan Greer, stellvertretender Direktor von «Fight For The Future». «Sie gewährt Fans oder Künstlern keinen Schutz, unterwirft sie stattdessen aber einer rassistisch voreingenommenen Überwachung, die unweigerlich dazu führen wird, dass Fans schikaniert, falsch verhaftet, abgeschoben oder mit noch schlimmeren Folgen konfrontiert werden. Wir fordern alle Künstler auf, sich für die Grundrechte und die Sicherheit ihrer Fans einzusetzen, indem sie sich gegen den Einsatz der biometrischen Überwachung im Big Brother-Stil bei Live-Musikveranstaltungen aussprechen.»
Das letzte Wort in Bezug auf den Einsatz der Gesichtserkennung bei Grossanlässen dürfte noch nicht gesprochen sei. Befürworter argumentieren damit, dass gerade bei Sportveranstaltungen mit Hochrisiko-Fans diese Technologie das Aufspüren von Hooligans wesentlich erleichtern dürfte. Auch Ticketmaster und Livenation befassen sich mit dieser Technologie, sind sich aber der Tragweite ihres Einsatzes bewusst. «Ticketmaster sucht ständig nach neuen Wegen, um das Fan-Erlebnis zu verbessern», so ein Sprecher von Live Nation. «Derzeit planen wir aber noch nicht, Gesichtserkennungstechnologie an den Veranstaltungen unserer Kunden einzusetzen.»